Corona – Petition 2020

Am 11.03.2020 trafen mich die ersten Konzertabsagen. Aus einem inneren Impuls heraus setzte ich noch am Nachmittag, kurz vor der Abfahrt zu einem Passionsprojekt in Süddeutschland, recht spontan einen Petitionstext auf, stellte ihn ins Netz und leitete ihn an eine Handvoll Kollegen weiter. Was sich daraus entwickeln sollte, konnte ich nicht im Entferntesten ahnen: die Petition machte mich in kürzester Zeit zum Sprecher einer ganzen Freiberufler-Szene, und kurz vor Ende der Laufzeit hatten über 288.000 Menschen unterschrieben! Die sparten- und berufsübergreifende Solidarität ist dabei schier überwältigend.
Mein lieber Kollege Thomas Stimmel gab mir einige Wochen später dankenswerterweise die Möglichkeit, den Werdegang einmal aus meiner Sicht zu beschreiben: auf seinem neu entstandenen Presseportal "Frische Sicht".
Beide Texte zusammen (Petition und Erfahrungsbericht) geben ein gutes Bild über die Entwicklung, die all das genommen hat.

 

UPDATE: Am 18.06.2020 durfte ich nach langem Ringen die Petition persönlich in Berlin übergeben. Für weitere Infos dazu: siehe unten!

Zwei Tage nach dem Start der Petition hatte ich mein erstes Radiointerview - und dann ging es Schlag auf Schlag! Da es letztlich wirklich eine enorme mediale Aufmerksamkeit gab, will ich die Presse-, Funk- und TV-Berichterstattung gern auf einer eigenen Seite zusammenfassen. Dazu einfach diesem Link folgen:

Je länger die Laufzeit der Petition voranschritt, desto mehr wurde sie nicht nur wahrgenommen, sondern sie mußte zudem auch von Zeit zu Zeit an die neuesten politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen angepaßt werden. Dazu erstellte ich regelmäßige Video-Updates, die ich nachfolgend einmal bündeln möchte.

Update-Video I – 29.03.2020

Update-Video III – 21.04.2020

Update-Video II – 08.04.2020

Update-Video IV – 16.05.2020

Videokonferenz VGSD.de

Der Verband der Gründer und Selbständigen in Deutschland (VGSD e.V.) lud mich und einige weitere Petitions-Initiatoren zu einer gemeinsamen Videokonferenz, um uns miteinander zu vernetzen, um die Kräfte zu bündeln, und um in konzertierter Form noch einmal all unsere Petitionen vorzustellen, bekannt zu machen und zu bewerben. Vielen Dank an Dr. Andreas Lutz, die ModeratorInnen und alle meine "Petenten-KollegInnen"! Gemeinsam weiter dranbleiben!

#kulturerhalten

Die ZDF-Sendung "Mann, Sieber!" thematisierte das fast schon systematische Vergessen der Kultur seitens der Politik in ihrer Ausgabe vom 12.05.2020, und zwar mit einer sensationell guten Zusammenfassung und Einordnung einerseits, mit einer sehr aussagekräftigen Video-Collage-Aktion andererseits, in der unzählige betroffene KünstlerInnen und Kreative unter dem Hashtag kulturerhalten sowie auf der eigens erstellten Website Gesicht zeigen konnten.

#kulturerhalten bei „Mann, Sieber!“

Stumme Künstler (27.05.2020)

Auf Initiative des Intendanten der jazztage Dresden, Kilian Forster, und seines Teams finden in Dresden seit drei Wochen Demonstrationen unter dem Motto "Stumme Künstler" statt. Zur Aktion am 27.05.2020 war ich selbst vor Ort, habe zwei der Forderungen verlesen, noch einmal auf meine Petition aufmerksam gemacht und konnte persönlich mit den anwesenden Politikern (Ministerpräsident Michael Kretschmer und Kulturministerin Barbara Klepsch) sprechen. Fotos und ein Video der gesamten Veranstaltung, bei der auch bekannte Gesichter wie Tom Pauls, Olaf Schubert, The Firebirds, Medlz u.a. dabei waren, gibt es auf der Website Stumme Künstler.

WebTalk "Hat es sich ausgespielt?" (08.06.2020)

Auf Einladung der Wilhelm-Külz-Stiftung sowie der Friedrich-Naumann-Stiftung war ich Gast in einem WebTalk zum Thema "Hat es sich ausgespielt? Stresstest für Soloselbstständige in Kunst und Kultur", moderiert von Tom Steinborn-Henke. Erneut wurde hier die nach wie vor prekäre Situation von KünstlerInnen, Kreativschaffenden und Solo-Selbstständigen thematisiert. Die weiteren Gäste waren Josephine Hage, Dr. Martin Morgenstern und Frank Müller-Rosentritt, MdB. Bei Interesse kann das ganze Gespräch hier nachgesehen werden:

Petitionsübergabe in Berlin (18.06.2020)

Nach wochen-, fast monatelangen vergeblichen Versuchen konnte ich sehr plötzlich (mit einem Tag Vorlauf) am 18.06.2020 einen Termin beim Bundeswirtschaftsministerium in Berlin bekommen, um dort die Petition mit allen 290286 Unterschriften persönlich und vor allem öffentlich zu übergeben.
Begleitet wurde ich dabei von Jessica Seip und einer weiteren Kollegin von openPetition (wie ich ohnehin von dieser Petitions-Plattform eine wirklich tatkräftige und unkomplizierte Unterstützung erfahren habe - vielen Dank dafür an dieser Stelle!), und spontan kamen auch noch etwa 20 weitere Interessierte dazu, um Zeugen und moralische Unterstützer dieses Termins zu sein.
Der Leiter des Referats Bürgerdialog im BMWi, Herr Korbinian Wagner, nahm sich Zeit, um sich von mir noch einmal die Petitionsinhalte sowie die umfangreiche Liste der betroffenen Berufsgruppen erläutern zu lassen, und verbunden mit einigen allgemeinen und naturgemäß eher unverbindlichen Worten versicherte er, daß alle Unterlagen dem Wirtschaftsminister Peter Altmaier vorlegen wird.
Selbstverständlich war das letztlich vor allem ein symbolischer Akt, aber ich bin dennoch froh und dankbar, daß dieses hart erarbeitete Zwischenziel erreicht werden konnte!

Da es aber wirklich nur ein Zwischenziel darstellt (die Hilfen verdienen leider nach wie vor nicht diese Bezeichnung, und auch eine echte Perspektive ist noch immer nicht in Sicht), heißt es auch weiterhin: dranbleiben! Und so konnte ich am selben Tag noch auf einer großen Kundgebung (u.a. mit Stumme Künstler, Initiative Kulturschaffender in Deutschland, VGSD uvm.) an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche von der Übergabe berichten, meine Forderungen erneuern, und danach noch - auf Einladung des kulturpolitischen Sprechers der FDP-Bundestagsfraktion, Hartmut Ebbing - ein wenig Bundestagsluft schnuppern und einige gute Gespräche mit Bundespolitikern führen.

Hier noch einige Eindrücke meines persönlichen Aktionstages in Berlin:

Stumme Künstler (24.06.2020)

Am 24.06.2020 war ich zum zweiten Mal bei der Demonstration Stumme Künstler in Dresden dabei, diesmal auf dem Neumarkt an der Frauenkirche - und  als einer der Hauptredner! Danke an Kilian Forster, Tanja Grandmontagne und das ganze Team für diese Initiative und für Euer unglaubliches Engagement! Nun heißt es Kräfte sammeln und spätestens nach der (Bundestags-)Sommerpause mit frischem Wind weitermachen!
Fotos und Videos der Veranstaltung gibt es erneut auf der Website Stumme Künstler.
Meine Rede kann hier in voller Länge gesehen und gehört werden - sie ist leider noch immer aktuell:

#AlarmstufeRot in Berlin (09.09.2020)

Am 09.09.2020, in der ersten Sitzungswoche des Bundestages nach seiner Sommerpause, riefen zahlreiche Verbände und Zusammenschlüsse der Veranstaltungswirtschaft zu einer Großdemonstration in Berlin auf. Motto: "Alarmstufe Rot", denn die Branche und mit ihr unzählige Beschäftigte stehen vor dem endgültigen Aus! Und da auch 6 Monate nach Beginn des "Corona-Zeitalters" noch keine nennenswerte Unterstützung für die Kultur- und Kreativbranche und für Millionen Freiberufler u.a. auf den Weg gebracht wurde, war diese Demonstration so nötig wie wichtig - und ich war mit einigen Freunden von "Stumme Künstler" dabei!
Die Angaben zur Teilnehmeranzahl schwanken zwischen 6500 (Polizei) und bis zu 15000 (Veranstalter und einige Beobachter), als aktiver Teilnehmer würde ich aber klar zu letzterer tendieren. In jedem Fall war es eine unübersehbare und nicht länger zu ignorierende Zahl, die da in Berlin ausdrücklich nicht gegen die Regierungsmaßnahmen, sondern für zielgerichtete Unterstützungsmaßnahmen auf die Straße ging. Die Demonstrationsstrecke vom Alexanderplatz über die Straße Unter den Linden, am Plenarsaalgebäude des Deutschen Bundestags vorbei bis hin zum Brandenburger Tor war in Rot getaucht, und alle Presseberichte lobten die vorbildliche Organisation und das Einhalten sämtlicher corona-bedingten Regelungen, denn wenn die Veranstaltungswirtschaft etwas wirklich gut kann, dann das Organisieren von Großveranstaltungen! Insofern war das schon ein großer Erfolg, auch wenn ich persönlich mir noch viel mehr Teilnehmer gewünscht hätte. Immerhin: es war endlich ein Zusammenschluß unzähliger Branchenverbände, die bislang eher als Einzelkämpfer aufgetreten waren. Prominente Gesichter reihten sich in den Demonstrationszug ein bzw. standen bei der Kundgebung am Brandenburger Tor auf der Bühne (die Rede Herbert Grönemeyers ist absolut hörenswert: "Wir alle zusammen sind die rauschende Seele, wir sind der öffentliche Herzschlag dieser Nation!"). Vor dem Reichstagsgebäude wurden symbolisch die "letzten Hemden" niedergelegt. Und eine Deklaration mit den konkreten Forderungen wurde übergeben.

Bleibt zu hoffen, daß die zahlreich vertretenen und redenden Politiker ihren Worten nun auch Taten folgen lassen und sich für wirklich passende Nachbesserungen einsetzen - es wäre allerhöchste Zeit, nach einem halben Jahr leerer Versprechungen...

Hier einige Fotos aus meiner Sicht auf "AlarmstufeRot":