Bachs „Magnificat“ – neu ediert

Ein neuer Meilenstein: nach mehreren Kuhnau- und einer Zelenka-Ausgabe hat mir Breitkopf & Härtel nun ermöglicht, unter die Bach-Herausgeber zu gehen. Soeben ist meine Neuedition des „Magnificat“ (BWV 243) erschienen. Wir haben uns entschieden, eine neue Ausgabe der späteren D-Dur-Fassung zu erstellen, aber mit den weihnachtlichen Einlagesätzen (Laudes) aus der früheren Es-Dur-Fassung in transponierter Form. Vor allem war unser Ziel, diese Einlagesätze an den richtigen Stellen in der Ausgabe abzudrucken, so daß man bei einer Einbeziehung dieser Sätze nicht in einen Anhang blättern muß. Und bei einer Aufführung ohne sie kann man sie einfach überblättern.
Ich hoffe natürlich, daß die Ausgabe sowohl angenommen wird und den Praxistest besteht als auch den zurecht bestehenden hohen Ansprüchen an die Ausgabe einer Komposition Johann Sebastian Bachs gerecht wird.

Ein wenig kühn war ich zudem beim letzten Einlagesatz „Virga Jesse floruit“: dieser ist nur unvollständig überliefert, so daß eine Rekonstruktion des Satzschlusses notwendig ist. Ich habe mich an diese Aufgabe gewagt und eine eigene Fassung erstellt, die hiermit nun vorliegt. Und ich freue mich sagen zu können, daß zumindest diese ihren Praxistest schon bestanden hat: meine beiden großartigen Kollegen und Freunde Yeree Suh und Thomas E. Bauer haben sie in Konzerten mit der Hofkapelle München im vergangenen Dezember erarbeitet und aufgeführt. Es gab keine Klagen, im Gegenteil: sie hat wunderbar funktioniert.

Ganz eigennützig wünsche ich daher dieser Neuausgabe nun viele Aufführungen – und fühle mich sehr geehrt, daß Breitkopf & Härtel mir dieses Vertrauen entgegengebracht und mich gewissermaßen in die Phalanx der Bach-Herausgeber aufgenommen hat.

 

A propos Bach: im Februar hatte ich die große Freude, die beiden letzten Konzerte des legendären Hermann Max als Altsolist mitgestalten zu dürfen. In der Leipziger Nikolaikirche und der Trinitatiskirche Köln wurden Kantaten aus Bachs erstem Leipziger Jahrgang aufgeführt. Und beide Konzerte wurden zudem mitgeschnitten und werden demnächst im Radio zu hören sein:

  • das Leipziger Konzert bei MDR Kultur (voraussichtlich am 23.04.2024 um 20.05 Uhr)
  • das Kölner Konzert bei WDR 3 (am 21.03.2024 um 20.04 Uhr)

Hier noch ein kleiner Teaser aus der Generalprobe für das Leipziger Konzert als Vorgeschmack:

 

Herzlich grüßt
Ihr
David Erler

Neuigkeiten: CD, Noten, Termine

Nach längerer Funkstille an dieser Stelle gibt es endlich Neuigkeiten und Aktualisierungen zu vermelden.
Zuerst eine CD-Neuerscheinung: als so ziemlich letztes Projekt vor dem Beginn der Corona-Zeit durfte ich Anfang März 2020 mit dem Orchester L’arpa festante und tollen Gesangskollegen weitere Werke meiner Herzensmusik aufnehmen: deutsche barocke Kantaten. In diesem Falle Choralkantaten. Herausgekommen ist eine Doppel-CD beim Label cpo, die nun endlich erschienen ist. Besonders freue ich mich, daß ich Johann Sebastian Bachs „Christ lag in Todesbanden“ (BWV 4) aufnehmen durfte – und das herrliche Sopran-Alt-Duett gemeinsam mit Miriam Feuersinger. Ein Traum! Und nun auf CD erhältlich!

Weiter geht es auch mit Johann Kuhnau bei Breitkopf & Härtel: hier sind zwei weitere Editionen (z.T. wieder) erschienen. Zum einen die revidierte (d.h. ins Breitkopf-Layout überführte) Kantate Christ lag in Todes Banden. Und zum anderen als echte Neuerscheinung die doch sehr besondere Kantate Schmücket das Fest mit Maien, eine sehr Hohelied-lastige Komposition Kuhnaus auf das Pfingstfest.
Beides liegt nun also als Edition von mir vor und harrt vieler Aufführungen!


Mein Vortrag, den ich im Rahmen der Wissenschaftlichen Konferenz zum diesjährigen Bachfest zu Johann Kuhnau halten durfte, ist übrigens auch noch online nachzuerleben (ganz nach unten scrollen, und schon finden Sie das Video).

Und zu guter Letzt: auch mein Terminkalender hat endlich wieder ein Update erfahren und ist nun wieder mit den aktuellsten Terminen bestückt. Ich freue mich auf viele schöne Begegnungen, sowohl mit lieben Kollegen als auch vielleicht mit Ihnen im Publikum? Das würde mich freuen!

In diesem Sinne also auf bald!
Einen schönen Start in den vor der Tür stehenden Herbst wünscht
Ihr
David Erler

Kuhnau-Jahr 2022

Seit über 10 Jahren arbeiten wir darauf hin, nun ist es soweit: im Juni jährt sich der Todestag Johann Kuhnaus zum 300. Mal! Aus diesem Anlaß gibt es nicht nur zahlreiche Veröffentlichungen, sondern auch ein einmaliges Johann-Kuhnau-Festival! Aber der Reihe nach.

Soeben erschienen ist die vorletzte CD unserer Gesamtaufnahme. Vol. 7 enthält hauptsächlich Kantaten für den Weihnachtsfestkreis. Einen Eindruck davon geben die drei für ein Video produzierten Live-Mitschnitte. Aber natürlich sind auf der CD noch weitere Entdeckungen zu machen.

Vervollständigt und abgeschlossen wird die Reihe dann in wenigen Wochen mit Vol. 8, hier wird es noch einmal besonders farbig: mit Schalmeien, Posaunen, Harfe – und mit der berührenden und inhaltlich passenden Kantate „Ende gut und alles gut“. Freuen Sie sich darauf!

Ich freue mich zudem, daß auch die begleitende Editionsreihe beim Verlag Breitkopf & Härtel wieder Fahrt aufnimmt! Soeben ist hier die Weihnachtskantate „O heilige Zeit“ erschienen, und die nächsten Werke sind schon in Vorbereitung.

Der 300. Todestag Kuhnaus am 05.06. fällt – welch eine Fügung – auf den Pfingstsonntag! Und wir nutzen dieses Jubiläum, um mit einem einmaligen Kuhnau-Festival seine Musik, dieses Festjahr und auch den Abschluß unserer Aufnahmereihe angemessen zu begehen und zu feiern! Hauptsächlich in der Leipziger Philippuskirche (aber auch in Rötha) wird es Workshops, Konzerte, Vorträge und anderes geben!  Hier schon einmal ein kleiner terminlicher Vorgeschmack, gewissermaßen als „save-the-date“:

  • Mi, 1.6. 14 bis 20 Uhr sowie Do, 2.6. 10 bis 16 Uhr Workshops für angemeldete Teilnehmer (Anmeldeschluss 30.4., nähere Infos unter www.opella-musica.de)
  • Fr, 3.6. 17 Uhr Georgenkirche Rötha Präsentation der Orgelkursteilnehmer
  • Fr, 3.6. 20 Uhr Philippuskirche Leipzig Konzert „Wenn ihr fröhlich seid an euren Festen“
  • Sa, 4.6. 18 Uhr Philippuskirche Leipzig Podiumsgespräch mit David Erler und Dr. Michael Maul
  • Sa, 4.6. 20 Uhr Philippuskirche Leipzig Konzert „Lobet, ihr Himmel, den Herrn“
  • So, 5.6. 11 Uhr Paulinum musikalische Ausgestaltung des Gottesdienstes mit Pfingstkantaten von Johann Kuhnau
  • So, 5.6. 16 Uhr Philippuskirche Leipzig Probe für den öffentlichen Mitsingchor
  • So, 5.6. 18 Uhr Philippuskirche Leipzig Konzert „Singet dem Herrn ein neues Lied“ (mit Beteiligung des „Mitsingchores“ bei Kuhnaus „Magnificat“

Ich kann schon jetzt sagen: das wird großartig, und ich hoffe natürlich sowohl auf rege Beteiligung an den Workshops als auch auf viel Publikum, das wir mit der Musik Johann Kuhnaus, die uns allen über die Jahre so sehr ans Herz gewachsen ist, begeistern können.

Zu guter Letzt noch der Hinweis auf einige Texte, die aus Anlaß des Jubiläums schon erschienen sind bzw. noch erscheinen werden, so zum Beispiel im Bach-Magazin, für das ich eine biographische Würdigung verfassen durfte (am Ende dieser Seite zu finden) – und auch im nächsten Heft „Musik & Kirche“ wird es einen ausführlichen Text geben, der sich noch etwas eingehender mit konkreten Vokalkompositionen beschäftigt. Bleiben Sie also am Ball, ich werde hier sicherlich informieren.

In diesem Sinne also auf bald!
Ihr
David Erler

Kuhnaus Motetten bei Breitkopf & Härtel

Ganz frisch erschienen ist ein Band mit den wenigen erhaltenen motettischen Kompositionen von Johann Kuhnau. Im Verlag Breitkopf & Härtel durfte ich erstmals die drei unter Kuhnaus Namen überlieferten Werke in einer Ausgabe zusammenfassen. Und ich konnte sie sogar noch um eine weitere anonyme Motette bereichern, die mit großer Wahrscheinlichkeit nicht von Kuhnau stammt, aber dennoch ganz wunderbar ins Programm paßt, stellt sie doch ein weiteres Beispiel der Kasualmotetten-Komposition in Mitteldeutschland am Beginn des 18. Jahrhunderts dar. Den Grund für diese Ergänzung habe ich im Vorwort der Ausgabe beschrieben.

Das wohl bekannteste Werk im vorliegenden Band ist Tristis est anima mea – leider ist ausgerechnet diese Motette Kuhnau nicht mit Sicherheit zuzuschreiben. Wer dazu mehr wissen möchte, dem sei nochmals mein Vorwort zur Neuausgabe ans Herz gelegt. Und ich möchte vermuten, daß meine Edition die erste ist, die die in der Quelle enthaltenen Oktav- und Quintparallelen unverändert widergibt…
Wer einen Blick in meine Edition (und in das Vorwort) werfen möchte, kann das auch online tun.
Alle weiteren Informationen sind auf der Verlagsseite bzw. auf meiner Website im Bereich Noten zu finden.

Die drei Kuhnau’schen Motetten können übrigens bereits auf den CDs der Gesamteinspielung bei cpo nachgehört werden, auf Vol. 1 bzw. Vol. 4. Und natürlich hoffe ich, daß diese kleinen Preziosen mithilfe dieses Bandes Eingang in das Repertoire noch vieler Chöre finden können.
Viel Freude beim Singen!

Requiem von Jan Dismas Zelenka

Ich freue mich sehr, nun die Veröffentlichung meiner ersten nicht Kuhnau gewidmeten Editionsarbeit verkünden zu können: beim Verlag Breitkopf & Härtel ist soeben meine Edition des Requiem D-Dur (ZWV 46) von Jan Dismas Zelenka (1679-1745) erschienen!

Zelenka komponierte diese Totenmesse für die Begräbnisfeierlichkeiten von Friedrich August I. von Sachsen (genannt „August der Starke“) im Jahr 1733, und es ist eines seiner prächtigsten und repräsentativsten Werke. Im Jahr 2003 durfte ich dieses Werk schon einmal mit zur Aufführung bringen (damals noch als Mitglied des Dresdner Kammerchores), und daß ich nun für die Neuausgabe verantwortlich sein darf, ehrt mich ganz ungemein und macht mich sehr dankbar. Mehr als zwei Jahre intensiver Arbeit stecken in diesem nun vorliegenden Ergebnis, und ich hoffe, daß es wohlwollend aufgenommen und vor allem auch vermehrt wieder aufgeführt werden wird.

Wer einen ersten Höreindruck bekommen möchte, der sei auf eine wunderbare Aufführung mit dem Collegium 1704 unter Václav Luks verwiesen, die auf youtube zu finden ist.

Und wer einen Blick in meine Edition werfen möchte, kann das auch online tun.
Alle weiteren Informationen sind auf der Verlagsseite bzw. auf meiner Website im Bereich Noten zu finden.

Ich danke dem Verlag und ganz besonders seinem Leiter Nick Pfefferkorn von Herzen für das in mich gesetzte Vertrauen!

Chorzeit-Interview

UPDATE Januar 2019:
Dankenswerterweise darf ich das Interview nun auch zum Download anbieten.

Magazin „Chorzeit“ 12/2018 – „Kuhnau füllt eine Lücke“ – Interview mit David Erler

 

Die Zeitschrift „Chorzeit“, das Magazin des Deutschen Chorverbandes e.V., hat mich vor einiger Zeit zu Johann Kuhnau und seiner Musik interviewt. Dieses Interview ist nun in der aktuellen Ausgabe vom Dezember 2018 erschienen. Unter der Überschrift „Kuhnau füllt eine Lücke“ kann man einiges über meine und unsere Arbeit am Kuhnau-Projekt, dessen Anfänge und überhaupt über Kuhnaus Musik erfahren. Wer also an diesem kleinen Einblick interessiert ist, dem sei diese (übrigens auch sonst für Chorsänger oder am Chorgesang Interessierte sehr lohnende und mittlerweile auch online lesbare) Zeitschrift mit ihrer brandneuen Ausgabe ans Herz gelegt.
„Bach-Vorgänger Kuhnau zu Unrecht vergessen“ steht schon auf der Titelseite – genau so ist es. Ich hoffe, auch dieses Gespräch kann einen Teil zur überfälligen Wiederentdeckung beitragen, und ich bin dankbar für diese Plattform.

 

CD-Erscheinungen – und Kuhnau bekommt ein Zuhause

Johann Kuhnau ist angekommen! Und zwar in seinem neuen Heimatverlag „Breitkopf & Härtel“!
Ich bin sehr dankbar und fühle mich geehrt, daß nunmehr tatsächlich die erste wirkliche Neuausgabe bei diesem renommierten und ältesten Musikverlag der Welt erschienen ist: das Magnificat (mit weihnachtlichen Einlagesätzen) bildet einen überaus angemessenen Neustart der Editionsreihe, die vormals beim Pfefferkorn Musikverlag unter der Bezeichnung „Kuhnau-Projekt“ firmierte.
Dieses Werk ist wohl das prächtigste erhaltene Vokalwerk Kuhnaus. Für die Neuedition habe ich mich allein an die Originalquelle gehalten und bin somit in etlichen Details zu anderen Lesarten gekommen als die wenigen bisher erhältlichen Ausgaben. Außerdem beinhaltet meine Ausgabe zum ersten Mal vier Einlagesätze für Aufführungen zur Weihnachtszeit, die in einer separaten Quelle überliefert sind, und für deren Einordnung in den „Magnificat“-Text ich einige neue Erkenntnisse zutage fördern konnte. So weicht diese Edition schon in ihrer Satzfolge von den bisherigen Gepflogenheiten ab, was übrigens auch auf der im vergangenen Jahr erschienenen CD „Johann Kuhnau – Geistliche Werke Vol. 3“ nachgehört werden kann.
Ich hoffe sehr, daß sich Kuhnaus „Magnificat“ durch diese nun vorliegende Ausgabe seinen Platz im Konzertleben erobern kann und bin dankbar, daß mir der Verlag Breitkopf & Härtel diese Möglichkeit gibt.

Neben diesem für mich persönlich bedeutsamen Schritt und Neuanfang sind unlängst auch noch zwei neue CDs erschienen.
Zum einen gibt es einen Nachklang zum vergangenen Johann-Rosenmüller-Jahr: mit dem Ensemble Weser-Renaissance durfte ich das Wagnis eingehen, 7 verschiedene Vertonungen desselben Psalmtextes aus Rosenmüllers Feder zu musizieren und für CD zu produzieren. Das Ergebnis liegt nun vor, und es ist längst nicht so eintönig, wie diese Beschreibung suggerieren mag, ganz im Gegenteil! Farbig besetzt und instrumentiert, mit immer neuen Ideen für den immer wieder gleichen Text, zeigt diese Aufnahme in besonderer Weise, welch kreativer Komponist dieser Mann war. Ich freue mich besonders, daß die Fassung für Alt-Solo, die ich einsingen durfte, diese Neuerscheinung beschließt.

Zum anderen gibt es die nächste Folge der Schütz-Gesamteinspielung beim Label Carus. Die „Kleinen geistlichen Konzerte II“ bilden die Vol. 17, und sie sind vor allem auch deshalb besonders zu erwähnen und liegen mir sehr am Herzen, weil sie gewissermaßen das Vermächtnis des wunderbaren Ludger Rémy darstellen. Es ist dies wohl seine letzte CD-Einspielung, denn etwa ein Jahr nach der Aufnahme verstarb er – viel zu früh. Es ist mir daher eine besondere Ehre, daß ich in dem Concerto „Was hast du verwirket?“ (wo nur er am Virginal mit mir gemeinsam zu hören ist) noch einmal einen sehr bewegenden Moment mit ihm teilen durfte, der auch für diese Aufnahme festgehalten wurde.
Seine Leidenschaft, sein Suchen nach der Seele in der Musik, vor allem aber auch seine so direkte Emotionalität beim Musizieren habe ich so nirgends sonst erlebt, und auch deshalb fehlt er ganz enorm. Das zeigt auch diese neue CD…

In nach wie vor dankbarem Gedenken, und gleichzeitig sehr freudig über diese neuen Ausgaben in Noten- und CD-Form:
Ihr
David Erler

PS: Und weil Bachs „h-Moll-Messe“ zu jeder (Kirchen-)Jahreszeit paßt: bei AllofBach.com ist sie immer wieder erlebbar.