98, 99, 100 – neue CDs!

Es ist vollbracht! Wir haben tatsächlich sämtliche erhaltenen Vokalwerke Johann Kuhnaus nicht nur auf CD aufgenommen, sondern diese Gesamteinspielung auch noch rechtzeitig zu seinem 300. Todestag vollendet! Vol. 8 ist kurz zuvor erschienen und komplettiert diese Serie. Und sie zeigt noch einmal ganz andere Farben: eine kleine Sammlung an Schauspielmusiken (mit Schalmeien, Posaunen, Streichern und Gesang) ist ebenso enthalten wie ein Konvolut von „Drei Arien“, die René Bialik als eine Handschrift Kuhnaus identifizierte und die für einen noch nicht näher zu bestimmenden festlichen Anlaß entstanden sein müssen – und die die einzige explizite Harfenstimme in Kuhnaus Oeuvre enthalten. Die dritte der Arien, ein lateinischer Huldigungsgesang, endet übrigens mit einem Echo-Chor, der auch das Ende der gesamten CD-Reihe bildet. Gewissermaßen dem Werk nachhörend, aber irgendwie auch auf Widerhall hoffend, am liebsten in Form von weiteren Entdeckungen.
So geschehen übrigens bei unserem eigens veranstalteten Festival, denn die Zugabe des letzten Konzertes am Todestag Kuhnaus bildeten tatsächlich zwei ganz neu entdeckte Begräbnismotetten, die Kuhnau für eine Trauerfeier im Dezember 1682 in der Dresdner Frauenkirche komponierte. Es bleibt also spannend, vielleicht folgt irgendwann doch noch eine Vol. 9?
In jedem Falle kann ich nun aber voller Freude die abschließende CD präsentieren, und zwar ganz im Sinne der ebenso enthaltenen (und von uns natürlich mit Bedacht für die abschließende Platte aufgesparten) wunderbaren Soprankantate „Ende gut und alles gut“!

Aber das war noch nicht alles! Ebenso erschienen sind zwei weitere CDs, an denen ich mitwirken durfte.
Zunächst eine nicht minder sensationelle Einspielung, nämlich die Oper „Dafne“ von Heinrich Schütz! Eigentlich gibt es diese Oper gar nicht, sie ist ein Mysterium, fast schon legendär als angeblich „erste deutsche Oper“, deren Musik aber doch unwiderbringlich verloren scheint (und bei der zudem teils umstritten war, ob es überhaupt eine Oper war, oder nicht doch eine Art Schauspielmusik wie die oben erwähnte Kuhnau’sche). Das war jedoch Herausforderung genug für Roland Wilson, den Leiter der Ensembles Musica Fiata und Capella Ducale, der sich an eine „Rekonstruktion“ gewagt und tatsächlich ein Werk vorgelegt hat, das in sich stimmig scheint, auf der Bühne und im Konzert funktioniert und eine Ahnung davon gibt, wie diese Schütz’sche „Dafne“ vielleicht wirklich geklungen haben könnte. Neu erschienen, ebenfalls bei cpo! Und hin und wieder auch im Konzert zu erleben, schauen Sie immer mal in meine Terminliste!

Zu guter Letzt veröffentlichte das Label cpo noch eine dritte CD, diesmal mit dem Ensemble Weser-Renaissance Bremen. Hier erklingen in der Reihe „Musik aus Schloß Wolfenbüttel“ Kompositionen der beiden für Wolfenbüttel bedeutsamen Protagonisten Michael Praetorius und Heinrich Schütz. Manfred Cordes hat hierzu eine Gegenüberstellung von Werken gewählt, bei denen die beiden Giganten der deutschen Musikgeschichte sich jeweils denselben Text vorgenommen haben. Spannendes Hörerlebnis – und vor allem Klangpracht!

Und warum nun der Titel dieser News? Ganz einfach: ich habe mit diesen drei Neuveröffentlichungen den unglaublichen Meilenstein von 100 CDs erreicht, an denen ich in der einen oder anderen Form mitwirken durfte! Auch für mich kaum zu glauben. Aber doch ein schönes Jubiläum, das ich hiermit mit Ihnen teilen und feiern möchte!

Viel Freude beim Hören – und vielleicht ja bis zu einem meiner nächsten Konzerte?! Derzeit finden glücklicherweise wieder einige statt, also nutzen Sie die Chance!

Herzlich –
Ihr
David Erler

PS: Ein erfreuliches kleines Bonmot am Rande: die drei erwähnten CDs standen kurz nach ihrem Erscheinen auf den Plätzen 2 bis 4 der jpc-Klassik-Charts. Ein schönes und auch nicht ganz alltägliches Bild:

Kuhnau-Jahr 2022

Seit über 10 Jahren arbeiten wir darauf hin, nun ist es soweit: im Juni jährt sich der Todestag Johann Kuhnaus zum 300. Mal! Aus diesem Anlaß gibt es nicht nur zahlreiche Veröffentlichungen, sondern auch ein einmaliges Johann-Kuhnau-Festival! Aber der Reihe nach.

Soeben erschienen ist die vorletzte CD unserer Gesamtaufnahme. Vol. 7 enthält hauptsächlich Kantaten für den Weihnachtsfestkreis. Einen Eindruck davon geben die drei für ein Video produzierten Live-Mitschnitte. Aber natürlich sind auf der CD noch weitere Entdeckungen zu machen.

Vervollständigt und abgeschlossen wird die Reihe dann in wenigen Wochen mit Vol. 8, hier wird es noch einmal besonders farbig: mit Schalmeien, Posaunen, Harfe – und mit der berührenden und inhaltlich passenden Kantate „Ende gut und alles gut“. Freuen Sie sich darauf!

Ich freue mich zudem, daß auch die begleitende Editionsreihe beim Verlag Breitkopf & Härtel wieder Fahrt aufnimmt! Soeben ist hier die Weihnachtskantate „O heilige Zeit“ erschienen, und die nächsten Werke sind schon in Vorbereitung.

Der 300. Todestag Kuhnaus am 05.06. fällt – welch eine Fügung – auf den Pfingstsonntag! Und wir nutzen dieses Jubiläum, um mit einem einmaligen Kuhnau-Festival seine Musik, dieses Festjahr und auch den Abschluß unserer Aufnahmereihe angemessen zu begehen und zu feiern! Hauptsächlich in der Leipziger Philippuskirche (aber auch in Rötha) wird es Workshops, Konzerte, Vorträge und anderes geben!  Hier schon einmal ein kleiner terminlicher Vorgeschmack, gewissermaßen als „save-the-date“:

  • Mi, 1.6. 14 bis 20 Uhr sowie Do, 2.6. 10 bis 16 Uhr Workshops für angemeldete Teilnehmer (Anmeldeschluss 30.4., nähere Infos unter www.opella-musica.de)
  • Fr, 3.6. 17 Uhr Georgenkirche Rötha Präsentation der Orgelkursteilnehmer
  • Fr, 3.6. 20 Uhr Philippuskirche Leipzig Konzert „Wenn ihr fröhlich seid an euren Festen“
  • Sa, 4.6. 18 Uhr Philippuskirche Leipzig Podiumsgespräch mit David Erler und Dr. Michael Maul
  • Sa, 4.6. 20 Uhr Philippuskirche Leipzig Konzert „Lobet, ihr Himmel, den Herrn“
  • So, 5.6. 11 Uhr Paulinum musikalische Ausgestaltung des Gottesdienstes mit Pfingstkantaten von Johann Kuhnau
  • So, 5.6. 16 Uhr Philippuskirche Leipzig Probe für den öffentlichen Mitsingchor
  • So, 5.6. 18 Uhr Philippuskirche Leipzig Konzert „Singet dem Herrn ein neues Lied“ (mit Beteiligung des „Mitsingchores“ bei Kuhnaus „Magnificat“

Ich kann schon jetzt sagen: das wird großartig, und ich hoffe natürlich sowohl auf rege Beteiligung an den Workshops als auch auf viel Publikum, das wir mit der Musik Johann Kuhnaus, die uns allen über die Jahre so sehr ans Herz gewachsen ist, begeistern können.

Zu guter Letzt noch der Hinweis auf einige Texte, die aus Anlaß des Jubiläums schon erschienen sind bzw. noch erscheinen werden, so zum Beispiel im Bach-Magazin, für das ich eine biographische Würdigung verfassen durfte (am Ende dieser Seite zu finden) – und auch im nächsten Heft „Musik & Kirche“ wird es einen ausführlichen Text geben, der sich noch etwas eingehender mit konkreten Vokalkompositionen beschäftigt. Bleiben Sie also am Ball, ich werde hier sicherlich informieren.

In diesem Sinne also auf bald!
Ihr
David Erler