Heinrich Schütz: Schwanengesang

Die frischgebackenen Heinrich-Schütz-Preisträger Musica Fiata und La Capella Ducale legen unter ihrem Leiter und spiritus rector Roland Wilson eine neue CD vor: das „opus ultimum“ Heinrich Schützens, seinen „Schwanengesang“.

Instrumentiert und rekonstruiert von Roland Wilson selbst ist dieses einzigartige Werk, die vollständige Vertonung von Psalm 119 (dem sogenannten „güldenen ABC“) samt einem zusätzlichen Psalm 100 und einem Magnificat, ein wie immer subtil den Text ausdeutendes und doch opulentes Klangbad – und ein wahres Meisterwerk des noch immer frisch und jung wirkenden „Altmeisters“. Und ob ich jetzt damit Heinrich Schütz oder Roland Wilson meine, dürfen Sie selbst entscheiden…

Hier gibt es einen kleinen Höreindruck. Vielen Dank an den Posaunen-Kollegen Gerd Schnackenberg!

In jedem Falle kann ich diese Neuerscheinung nur wärmstens empfehlen!
Viel Freude beim Hören und Mitdenken wünscht
Ihr
David Erler

98, 99, 100 – neue CDs!

Es ist vollbracht! Wir haben tatsächlich sämtliche erhaltenen Vokalwerke Johann Kuhnaus nicht nur auf CD aufgenommen, sondern diese Gesamteinspielung auch noch rechtzeitig zu seinem 300. Todestag vollendet! Vol. 8 ist kurz zuvor erschienen und komplettiert diese Serie. Und sie zeigt noch einmal ganz andere Farben: eine kleine Sammlung an Schauspielmusiken (mit Schalmeien, Posaunen, Streichern und Gesang) ist ebenso enthalten wie ein Konvolut von „Drei Arien“, die René Bialik als eine Handschrift Kuhnaus identifizierte und die für einen noch nicht näher zu bestimmenden festlichen Anlaß entstanden sein müssen – und die die einzige explizite Harfenstimme in Kuhnaus Oeuvre enthalten. Die dritte der Arien, ein lateinischer Huldigungsgesang, endet übrigens mit einem Echo-Chor, der auch das Ende der gesamten CD-Reihe bildet. Gewissermaßen dem Werk nachhörend, aber irgendwie auch auf Widerhall hoffend, am liebsten in Form von weiteren Entdeckungen.
So geschehen übrigens bei unserem eigens veranstalteten Festival, denn die Zugabe des letzten Konzertes am Todestag Kuhnaus bildeten tatsächlich zwei ganz neu entdeckte Begräbnismotetten, die Kuhnau für eine Trauerfeier im Dezember 1682 in der Dresdner Frauenkirche komponierte. Es bleibt also spannend, vielleicht folgt irgendwann doch noch eine Vol. 9?
In jedem Falle kann ich nun aber voller Freude die abschließende CD präsentieren, und zwar ganz im Sinne der ebenso enthaltenen (und von uns natürlich mit Bedacht für die abschließende Platte aufgesparten) wunderbaren Soprankantate „Ende gut und alles gut“!

Aber das war noch nicht alles! Ebenso erschienen sind zwei weitere CDs, an denen ich mitwirken durfte.
Zunächst eine nicht minder sensationelle Einspielung, nämlich die Oper „Dafne“ von Heinrich Schütz! Eigentlich gibt es diese Oper gar nicht, sie ist ein Mysterium, fast schon legendär als angeblich „erste deutsche Oper“, deren Musik aber doch unwiderbringlich verloren scheint (und bei der zudem teils umstritten war, ob es überhaupt eine Oper war, oder nicht doch eine Art Schauspielmusik wie die oben erwähnte Kuhnau’sche). Das war jedoch Herausforderung genug für Roland Wilson, den Leiter der Ensembles Musica Fiata und Capella Ducale, der sich an eine „Rekonstruktion“ gewagt und tatsächlich ein Werk vorgelegt hat, das in sich stimmig scheint, auf der Bühne und im Konzert funktioniert und eine Ahnung davon gibt, wie diese Schütz’sche „Dafne“ vielleicht wirklich geklungen haben könnte. Neu erschienen, ebenfalls bei cpo! Und hin und wieder auch im Konzert zu erleben, schauen Sie immer mal in meine Terminliste!

Zu guter Letzt veröffentlichte das Label cpo noch eine dritte CD, diesmal mit dem Ensemble Weser-Renaissance Bremen. Hier erklingen in der Reihe „Musik aus Schloß Wolfenbüttel“ Kompositionen der beiden für Wolfenbüttel bedeutsamen Protagonisten Michael Praetorius und Heinrich Schütz. Manfred Cordes hat hierzu eine Gegenüberstellung von Werken gewählt, bei denen die beiden Giganten der deutschen Musikgeschichte sich jeweils denselben Text vorgenommen haben. Spannendes Hörerlebnis – und vor allem Klangpracht!

Und warum nun der Titel dieser News? Ganz einfach: ich habe mit diesen drei Neuveröffentlichungen den unglaublichen Meilenstein von 100 CDs erreicht, an denen ich in der einen oder anderen Form mitwirken durfte! Auch für mich kaum zu glauben. Aber doch ein schönes Jubiläum, das ich hiermit mit Ihnen teilen und feiern möchte!

Viel Freude beim Hören – und vielleicht ja bis zu einem meiner nächsten Konzerte?! Derzeit finden glücklicherweise wieder einige statt, also nutzen Sie die Chance!

Herzlich –
Ihr
David Erler

PS: Ein erfreuliches kleines Bonmot am Rande: die drei erwähnten CDs standen kurz nach ihrem Erscheinen auf den Plätzen 2 bis 4 der jpc-Klassik-Charts. Ein schönes und auch nicht ganz alltägliches Bild:

Barock@home – Heinrich Schütz

Im Juni durfte ich am neuen Podcast-Format „Barock@home“ der Bachakademie Stuttgart mitwirken. Der Künstlerische Leiter Hans Christoph-Rademann und der Chefdramaturg Henning Bey diskutieren hier in einem privaten Setting über ausgewählte Musik, und die Klangbeispiele werden von verschiedensten Ausführenden unter dem Label der Gaechinger Cantorey beigesteuert. Alles in allem also ein echtes Online-Musikbildungs-Angebot, das auch in der FAZ hochgelobt wurde.

Für die zweite Folge nun wurde Musik von Heinrich Schütz ausgewählt, und ich hatte das Glück und die große Freude, hier mit einigen lieben und wohlvertrauten KollegInnen in der Stuttgarter Johanneskirche am Feuersee wunderbare Kleine Geistliche Konzerte singen zu dürfen.

Es singen und musizieren unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann:
Isabel Schicketanz, Marie Luise Werneburg – Sopran
David Erler – Alt
Georg Poplutz – Tenor
Tobias Berndt – Baß
Matthias Müller – Violone
Stefan Maass – Laute
Michaela Hasselt – Orgel

 

 

Ich hoffe aber trotz allem auf baldige echte Live-Konzerte und ein Wiedersehen mit Ihnen allen!
Bleiben Sie weiterhin zuversichtlich und behütet –
Ihr
David Erler

Heinrich Schütz im Deutschlandfunk

Vor wenigen Wochen konnte ich hier die Veröffentlichung der neuesten und abschließenden CD unserer Heinrich-Schütz-Gesamteinspielung verkünden, ein großartiges und denkwürdiges Projekt, bei dem ich mich glücklich schätze dabeigewesen sein zu dürfen.
Nun gab es im Deutschlandfunk Kultur eine 30-minütige Sondersendung zum Anlaß dieses Projektabschlusses, die noch einmal einen schönen und zum Teil auch sehr persönlichen Einblick in diese über zehnjährige Arbeit mit der Musik von Heinrich Schütz bietet. Hören Sie doch mal rein!

Und noch etwas: falls Sie Interesse an einem intensiveren Einblick in das von mir beim Verlag Breitkopf & Härtel herausgegebene „Requiem für August den Starken“ von Jan Dismas Zelenka haben sollten, kann ich Sie herzlich zur chor.com am nächsten Wochenende in Hannover einladen. Am Freitag, den 13.09.2019, biete ich dort in Zusammenarbeit mit dem Verlag einen Workshop zu diesem Werk an, in dem ich etwas ausführlicher auf das Werk und meine Editionsarbeit eingehe. Vielleicht sehen wir uns also in Hannover?

Ihr
David Erler

Heinrich Schütz: Es ist vollbracht!

Nein, das ist kein neu entdecktes Werk von Heinrich Schütz. Aber dennoch ist es kaum weniger bemerkenswert, denn die erste Gesamteinspielung sämtlicher Werke des „Vaters der deutschen Kirchenmusik“ ist nunmehr vollendet! Zu guter Letzt erschien beim Label Carus soeben Vol. 20 unter dem Titel „Psalmen und Friedensmusiken“. Und entgegen der Vermutung, daß am Ende eines solchen Projektes nur noch eine Art Rest übrig ist, sind hier noch einmal unglaublich vielfältige und großartige Kompositionen zu hören – von großbesetzter und prächtiger Mehrchörigkeit bis hin zum ergreifend intimen Trauergedicht für Schütz‘ Ehefrau.
Ich bin sehr dankbar und auch ein wenig stolz, daß ich Teil dieser Gesamteinspielung sein durfte und immerhin auf 10 der 20 CDs vertreten bin (allesamt in meiner Diskographie zu finden). Und ich möchte wärmstens empfehlen, nicht nur diesen jüngst erschienen grandiosen Abschluß der Reihe, sondern auch die eine oder andere frühere Folge zu hören: welch ein Kosmos sich in Schütz‘ Musik eröffnet, wurde mir selbst erst durch die so intensive Beschäftigung mit seinen Werken aus den verschiedensten Schaffensperioden vor Augen und Ohren geführt. Um also mit unserem musikalischen Leiter Hans-Christoph Rademann zu sprechen: „Entdecken Sie Schütz!“

Möglich ist das übrigens auch in zwei Live-Konzerten mit den „Psalmen Davids“ im Oktober 2019, in der Stadtkirche Karlsruhe bzw. in der Essener Philharmonie!

Viel Freude dabei wünscht
Ihr
David Erler

CD-Erscheinungen – und Kuhnau bekommt ein Zuhause

Johann Kuhnau ist angekommen! Und zwar in seinem neuen Heimatverlag „Breitkopf & Härtel“!
Ich bin sehr dankbar und fühle mich geehrt, daß nunmehr tatsächlich die erste wirkliche Neuausgabe bei diesem renommierten und ältesten Musikverlag der Welt erschienen ist: das Magnificat (mit weihnachtlichen Einlagesätzen) bildet einen überaus angemessenen Neustart der Editionsreihe, die vormals beim Pfefferkorn Musikverlag unter der Bezeichnung „Kuhnau-Projekt“ firmierte.
Dieses Werk ist wohl das prächtigste erhaltene Vokalwerk Kuhnaus. Für die Neuedition habe ich mich allein an die Originalquelle gehalten und bin somit in etlichen Details zu anderen Lesarten gekommen als die wenigen bisher erhältlichen Ausgaben. Außerdem beinhaltet meine Ausgabe zum ersten Mal vier Einlagesätze für Aufführungen zur Weihnachtszeit, die in einer separaten Quelle überliefert sind, und für deren Einordnung in den „Magnificat“-Text ich einige neue Erkenntnisse zutage fördern konnte. So weicht diese Edition schon in ihrer Satzfolge von den bisherigen Gepflogenheiten ab, was übrigens auch auf der im vergangenen Jahr erschienenen CD „Johann Kuhnau – Geistliche Werke Vol. 3“ nachgehört werden kann.
Ich hoffe sehr, daß sich Kuhnaus „Magnificat“ durch diese nun vorliegende Ausgabe seinen Platz im Konzertleben erobern kann und bin dankbar, daß mir der Verlag Breitkopf & Härtel diese Möglichkeit gibt.

Neben diesem für mich persönlich bedeutsamen Schritt und Neuanfang sind unlängst auch noch zwei neue CDs erschienen.
Zum einen gibt es einen Nachklang zum vergangenen Johann-Rosenmüller-Jahr: mit dem Ensemble Weser-Renaissance durfte ich das Wagnis eingehen, 7 verschiedene Vertonungen desselben Psalmtextes aus Rosenmüllers Feder zu musizieren und für CD zu produzieren. Das Ergebnis liegt nun vor, und es ist längst nicht so eintönig, wie diese Beschreibung suggerieren mag, ganz im Gegenteil! Farbig besetzt und instrumentiert, mit immer neuen Ideen für den immer wieder gleichen Text, zeigt diese Aufnahme in besonderer Weise, welch kreativer Komponist dieser Mann war. Ich freue mich besonders, daß die Fassung für Alt-Solo, die ich einsingen durfte, diese Neuerscheinung beschließt.

Zum anderen gibt es die nächste Folge der Schütz-Gesamteinspielung beim Label Carus. Die „Kleinen geistlichen Konzerte II“ bilden die Vol. 17, und sie sind vor allem auch deshalb besonders zu erwähnen und liegen mir sehr am Herzen, weil sie gewissermaßen das Vermächtnis des wunderbaren Ludger Rémy darstellen. Es ist dies wohl seine letzte CD-Einspielung, denn etwa ein Jahr nach der Aufnahme verstarb er – viel zu früh. Es ist mir daher eine besondere Ehre, daß ich in dem Concerto „Was hast du verwirket?“ (wo nur er am Virginal mit mir gemeinsam zu hören ist) noch einmal einen sehr bewegenden Moment mit ihm teilen durfte, der auch für diese Aufnahme festgehalten wurde.
Seine Leidenschaft, sein Suchen nach der Seele in der Musik, vor allem aber auch seine so direkte Emotionalität beim Musizieren habe ich so nirgends sonst erlebt, und auch deshalb fehlt er ganz enorm. Das zeigt auch diese neue CD…

In nach wie vor dankbarem Gedenken, und gleichzeitig sehr freudig über diese neuen Ausgaben in Noten- und CD-Form:
Ihr
David Erler

PS: Und weil Bachs „h-Moll-Messe“ zu jeder (Kirchen-)Jahreszeit paßt: bei AllofBach.com ist sie immer wieder erlebbar.