Wenn im Konzertpublikum minutenlang mitgefilmt wird, kann man sich darüber wundern oder gar ärgern – oder man packt die Gelegenheit beim Schopfe und läßt sich kurzerhand das Video schicken! So geschehen beim Eröffnungskonzert des Bachfestes Eisenach (Christian Stötzner: „das weltweit einzige Bachfest an Bachs Taufstein“), wo ich mit dem Thüringer Bach Collegium unter der Leitung von Gernot Süßmuth Bachs h-Moll-Messe singen durfte. Unser „Agnus Dei“ geriet zu einem besonders intimen Moment gemeinsamen Empfindens und Musizierens, und deshalb bin ich tatsächlich sehr dankbar, daß es von einer mir bis dato unbekannten Harfenistin aus Kiew, Valeria Tikhonova, fast vollständig mitgeschnitten wurde. In Bild und Ton etwas „raw“, aber dafür ein sehr authentischer Live-Mitschnitt.
Wenn Sie das gern einmal so richtig live von mir hören wollen: die nächste Gelegenheit gibt es am 2. Adventswochenende in Rostock – herzliche Einladung!
Viel Freude beim Hören und Sehen,
Ihr
David Erler
Erneut kann ich eine CD-Neuerscheinung vermelden, und über diese freue ich mich wieder einmal ganz besonders. Es handelt sich um geistliche Musik von Johann Pachelbel. Dieser ist heute ja leider vor allem für seinen (selbstredend trotz allem schönen) Kanon bekannt, er hat aber Unmengen an geistlicher Musik komponiert, darunter zahlreiche „Magnificat“-Vertonungen. Zwei davon sind auch auf der nun erschienenen Aufnahme enthalten, die ich im idyllischen Markt Nordheim/Schloß Seehaus mit den Kollegen der „Himlischen Cantorey“ aufnehmen durfte – unter Verwendung der großen Ehrlich-Orgel (siehe oben; das dazugehörige Bild findet sich auch in meiner Bechergalerie im Jahr 2021). Schon dieser Fakt allein macht die CD hörenswert. Aber auch darüber hinaus ist sie ein beeindruckendes Zeugnis für die Kreativität Pachelbels, weshalb ich sie nicht nur selbst wirklich gern höre (was gar nicht so selbstverständlich ist für eigene CDs), sondern sie auch wärmstens empfehlen möchte.
Und – kleiner Spoiler: die nächste Pachelbel-CD, am selben Ort und ebenfalls mit der „Himlischen Cantorey“ produziert, ist auch schon im sprichwörtlichen Kasten. Das Erscheinen werde ich hier natürlich auch wieder bekanntgeben.
Viel Freude beim Hören und Entdecken wünscht
Ihr
David Erler
2024 jährte sich die Uraufführung der Johannespassion (BWV 245) von Johann Sebastian Bach zum 300. Mal.
Die Passionszeit ist zwar schon einige Monate vorbei, aber einen Ertrag derselben habe ich hier noch nicht veröffentlicht. Ich hatte die Freude, mit meinem lieben Freund Max Richter, damals noch Leiter von Crescendo Deutschland, über eben diese Johannespassion zu sprechen: was sie mir bedeutet, was mir aus Sängersicht besonders wichtig geworden ist im Laufe der Jahrzehnte, die ich dieses Werk schon singen darf (meine Premiere als Solist war im Jahr 2002), und ob ich sie mir eigentlich langsam „übergehört“ habe. Natürlich geht es vor allem auch um DIE Alt-Arie „Es ist vollbracht“, aber das liegt in der Natur der Sache, da ich mich damit ja ganz besonders intensiv beschäftigt habe und noch und immer wieder neu beschäftige. Es ist schon phänomenal und wohl ein Alleinstellungsmerkmal dieses Komponisten-Genies: mit jedem Mal, das man sich einem Werk von ihm nähert (und so eben auch bei der Johannespassion), gibt es wieder neue Entdeckungen und Erkenntnisse.
Aber hören Sie gern selbst, mit einem Klick auf diesen Link gibt es unser kleines Gespräch noch zum Anhören.
Und das dazugehörige Hörbeispiel, das ich Crescendo zur Verfügung gestellt habe, gibt es auch online – ein völlig unbearbeiteter Live-Mitschnitt aus einem Konzert mit Exxential Bach in Berlin von vor einigen Jahren. Aber noch recht anhörbar, wie ich finde.
Viel Freude und vielleicht die eine oder andere Neuerkenntnis wünscht Ihnen
Ihr
David Erler
Seien Sie ehrlich: haben Sie schon mal was von Cornelis Schuyt gehört? Also noch nicht einmal im Sinne von „Musik von ihm gehört“, sondern schlicht und einfach nur seinen Namen? Ich gestehe an dieser Stelle: mir war er völlig unbekannt – bis ich dank Manfred Cordes und seinem Händchen für lohnende und spannende Neuentdeckungen ein ganzes Konzertprogramm mit Kompositionen von ihm singen durfte!
Das liegt nun ganz frisch auf CD vor, mit einer wie gewohnt sehr aparten Vokal- und Instrumentalbesetzung des Ensembles Weser-Renaissance Bremen, und mit einer Mischung aus italienischen Madrigalen und instrumentalen Tanz-Sätzen.
Schuyt war übrigens, um diese Bildungslücke zu schließen, Komponist und Organist aus dem niederländischen Leiden, wo er auch nach einem Studienaufenthalt in Italien (was u.a. die Existenz mehrerer Madrigalbücher aus seiner Feder erklärt) nach dem Tod seines Vaters dessen Nachfolger als Hauptorganist der dortigen Pieterskerk wurde. Er lebte von 1557 bis 1616.
Viel Freude beim Hören und Entdecken wünscht
Ihr
David Erler
Nachdem vor einigen Wochen meine Neuedition des „Magnificat“ (BWV 243) erschienen ist (hier hatte ich dazu schon berichtet), widmet der Verlag dieser Neuerscheinung nun auch seine aktuellste Ausgabe des Podcasts „First in Music“. Magdalene Melchers ist tief in das Werk eingetaucht und hat neben mir auch mit Dr. Michael Maul und Thomaskantor a.D. Gotthold Schwarz gesprochen, was mich ganz besonders freut und ehrt! Das Ergebnis kann man auf allen gängigen Podcast-Plattformen hören – oder einfach unter diesem Link.
Aber auch Johann Kuhnau bleibt weiter aktuell. Zum einen sind soeben die beiden nächsten Ausgaben erschienen (nämlich die Osterkantate „Es steh Gott auf“ und die Psalmkantate „Lobe den Herren, meine Seele„) – und die grandiose Himmelfahrtskantate „Lobet, ihr Himmel, den Herrn“ steht auch schon in den Startlöchern. Zum anderen ist eben diese Himmelfahrtskantate unter anderem Thema gewesen in der Sendung „Die besondere Aufnahme“ im Deutschlandfunk Kultur. Hier hat sich die Redakteurin Mascha Drost unserer CD Vol. 6 gewidmet, die die beiden erhaltenen Himmelfahrtskantaten Kuhnaus enthält, und dies passenderweise am diesjährigen Himmelfahrtstag ins Programm genommen. Neben diesen beiden Kantaten gibt es noch zwei weitere Werke dieser CD zu hören. Und Gregor Meyer, musikalischer Leiter des gesamten Projekts, und ich selbst durften einige erklärende Worte zu dieser Aufnahme sagen. Eine ganze Stunde Kuhnau auf DEM deutschen Kultursender, die sich lohnt! Aber Kuhnau lohnt sich ja eigentlich immer, sage ich vollkommen unvoreingenommen…
Im vergangenen Jahr, genauer gesagt am 01.05.2023, durfte ich auf Einladung der Evangelischen Jugendkantorei der Pfalz mit eben dieser und dem Dresdner Barockorchester unter der Leitung von LKMD Jochen Steuerwald die „Missa Omnium Sanctorum“ von Jan Dismas Zelenka und ein sehr schönes „Magnificat“ von Johann David Heinichen singen. Meine beiden Arien aus diesen Werken habe ich nun noch einmal einzeln als Videos veröffentlichen können. Viel Freude damit:
Eine gesegnete Karwoche und ein wunderbares anschließendes Osterfest wünscht Ihnen
Ihr
David Erler
Ein neuer Meilenstein: nach mehreren Kuhnau- und einer Zelenka-Ausgabe hat mir Breitkopf & Härtel nun ermöglicht, unter die Bach-Herausgeber zu gehen. Soeben ist meine Neuedition des „Magnificat“ (BWV 243) erschienen. Wir haben uns entschieden, eine neue Ausgabe der späteren D-Dur-Fassung zu erstellen, aber mit den weihnachtlichen Einlagesätzen (Laudes) aus der früheren Es-Dur-Fassung in transponierter Form. Vor allem war unser Ziel, diese Einlagesätze an den richtigen Stellen in der Ausgabe abzudrucken, so daß man bei einer Einbeziehung dieser Sätze nicht in einen Anhang blättern muß. Und bei einer Aufführung ohne sie kann man sie einfach überblättern.
Ich hoffe natürlich, daß die Ausgabe sowohl angenommen wird und den Praxistest besteht als auch den zurecht bestehenden hohen Ansprüchen an die Ausgabe einer Komposition Johann Sebastian Bachs gerecht wird.
Ein wenig kühn war ich zudem beim letzten Einlagesatz „Virga Jesse floruit“: dieser ist nur unvollständig überliefert, so daß eine Rekonstruktion des Satzschlusses notwendig ist. Ich habe mich an diese Aufgabe gewagt und eine eigene Fassung erstellt, die hiermit nun vorliegt. Und ich freue mich sagen zu können, daß zumindest diese ihren Praxistest schon bestanden hat: meine beiden großartigen Kollegen und Freunde Yeree Suh und Thomas E. Bauer haben sie in Konzerten mit der Hofkapelle München im vergangenen Dezember erarbeitet und aufgeführt. Es gab keine Klagen, im Gegenteil: sie hat wunderbar funktioniert.
Ganz eigennützig wünsche ich daher dieser Neuausgabe nun viele Aufführungen – und fühle mich sehr geehrt, daß Breitkopf & Härtel mir dieses Vertrauen entgegengebracht und mich gewissermaßen in die Phalanx der Bach-Herausgeber aufgenommen hat.
A propos Bach: im Februar hatte ich die große Freude, die beiden letzten Konzerte des legendären Hermann Max als Altsolist mitgestalten zu dürfen. In der Leipziger Nikolaikirche und der Trinitatiskirche Köln wurden Kantaten aus Bachs erstem Leipziger Jahrgang aufgeführt. Und beide Konzerte wurden zudem mitgeschnitten und werden demnächst im Radio zu hören sein:
das Leipziger Konzert bei MDR Kultur (voraussichtlich am 23.04.2024 um 20.05 Uhr)
das Kölner Konzert bei WDR 3 (am 21.03.2024 um 20.04 Uhr)
Hier noch ein kleiner Teaser aus der Generalprobe für das Leipziger Konzert als Vorgeschmack:
Als kleinen Weihnachtsgruß habe ich dieses Lied aus dem Freylinghausen’schen Gesangbuch, das ich gemeinsam mit Martin Steuber für unsere CD „Weihnachten bei Freylinghausen“ beim Label Rondeau aufgenommen habe, in ein Video verpackt:
Ich wünsche allen Besuchern meiner Website noch eine gesegnete Weihnachtszeit (die ja noch bis zum 2. Februar andauert – also genügend Gelegenheit für weihnachtliche Musik, Beleuchtung, Gebäck und andere erfreuliche Dinge) und freue mich, den einen oder anderen im neuen Jahr in meinen Konzerten zu sehen!
Herzlich grüßt
Ihr
David Erler
PS: Wer Interesse an einer solchen CD „Weihnachten bei Freylinghausen“ hat, der darf mir gern eine Nachricht zukommen lassen, ich habe noch ein paar Exemplare vorrätig!
Pünktlich zur Winterzeit erschien soeben eine CD, die ich im Sommer 2022 mit der Lautten Compagney Berlin aufnehmen durfte: Winter Journeys – Winterreisen. Der Anklang an Franz Schubert ist dabei durchaus beabsichtigt; aber es ist kein Schubert dabei, stattdessen haben wir uns auf eine ähnliche, aber doch ganz andere Reise durch den Winter gemacht. Daß dabei auch Advent und Weihnachten nicht fehlen, steht hierzulande außer Frage, insofern gibt es auch das eine oder andere Weihnachtsgefühl auf dieser Reise. Aber daneben thematisiert die Zusammenstellung von barocken Concerti, arrangierten Volksweisen und anderen Kompositionen eben auch die Entbehrungen des Winters, die Kälte, die Einsamkeit. Oder wie es das Rondo-Magazin treffend formuliert:
„Stimmungsvoll ist es Katschner und der diesmal zugleich instrumental und vokal auftretenden Lautten Compagney gelungen, die Atmosphäre eines langen, kalten und niederschlagsreichen Winters einzufangen. Auf ihm lasten Dunkelheit, Schwermut und Einsamkeit, die aber – noch bevor sich die ersten Frühlingsboten einstellen – aufgehellt werden durch das sanfte Leuchten der Weihnachtszeit.“
Ich freue mich jedenfalls sehr, daß ich nach längerer Zeit wieder einmal mit diesem wunderbaren Ensemble singen durfte und daß dieses wirklich schöne Ergebnis dabei herausgekommen ist: pünktlich zur Adventszeit! Mein Lieblingsstück ist übrigens (nicht nur, weil ich die Freude hatte, es zu singen) „O Tannenbaum, du trägst ein‘ grünen Zweig“; dicht gefolgt von Johann Hermann Scheins „Die mit Tränen säen„.
Ich bin gespannt: was gefällt Ihnen denn am besten?
Übrigens kann man die CD auch online auf den gängigen Plattformen hören. Oder sogar auszugsweise auf youtube sehen: zwei Tracks haben wir als Video produziert, und einen „Album-Trailer“ gibt es auch! Hier einer der beiden Tracks. Das zweite Video ist schon oben im Text bei Johann Hermann Schein verlinkt.
Darüber hinaus will ich nicht versäumen zu erwähnen, daß es derzeit zwei Live-Mitschnitte online zu hören gibt, und zwar sowohl das Eröffnungs- als auch das Abschlußkonzert des diesjährigen Festivals Alte Musik Knechtsteden, mit dem sich der legendäre und nach wie vor topfitte Hermann Max als künstlerischer Leiter vom Festival verabschiedet hat. Für einige Zeit kann man beide Konzerte nun also nachhören. Das Eröffnungskonzert mit Werken der Bach-Familie bei Deutschlandfunk Kultur und das Abschlußkonzert mit vier frühen Kantaten von Johann Sebastian Bach bei WDR3. Viel Freude auch dabei!
Eine gesegnete Adventszeit wünscht Ihnen
Ihr
David Erler
Die frischgebackenen Heinrich-Schütz-Preisträger Musica Fiata und La Capella Ducale legen unter ihrem Leiter und spiritus rector Roland Wilson eine neue CD vor: das „opus ultimum“ Heinrich Schützens, seinen „Schwanengesang“.
Instrumentiert und rekonstruiert von Roland Wilson selbst ist dieses einzigartige Werk, die vollständige Vertonung von Psalm 119 (dem sogenannten „güldenen ABC“) samt einem zusätzlichen Psalm 100 und einem Magnificat, ein wie immer subtil den Text ausdeutendes und doch opulentes Klangbad – und ein wahres Meisterwerk des noch immer frisch und jung wirkenden „Altmeisters“. Und ob ich jetzt damit Heinrich Schütz oder Roland Wilson meine, dürfen Sie selbst entscheiden…